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Chaos in mir

Warum bin ich wie ich bin?

Diese Frage stelle ich mir oft. Eigentlich täglich. Ich wäre gerne stolz darauf wie ich bin – wer wäre das nicht gerne? Aber ich zweifle. Bin überzeugt davon, nicht gut genug zu sein. Nicht stark genug. Zu emotional. Zu harmoniebedürftig. Zu nachdenklich. Zu verschlossen. Zu stur. Zu ungeduldig.

Ich gebe zu, dass ich sehr anstrengend sein kann. Ich neige dazu, zu übertreiben und zu überdramatisieren. Aber ich war nicht immer so. Früher war ich lebenslustig, offen, war mit dem zufrieden was ich hatte. Wann habe ich mich selbst verloren?

Ich müsste glücklich sein. Ich bin seit fast sieben Jahren mit meinem besten Freund und Seelenverwandten zusammen, seit fast einem Jahr sind wir sogar verheiratet. Seit wenigen Wochen sind wir Eltern eines wunderschönen kleinen Jungen. Ich habe einen festen Job, eine tolle Familie und wunderbare Freunde. Ich habe eigentlich alles was man sich wünschen kann. Und dennoch bin ich unglücklich.

Ich bin nicht mehr glücklich in meinem Job. Er langweilt mich und ich brauche neue Herausforderungen. Gut, dass ich jetzt erstmal in Elternzeit bin. ich würde gerne noch einmal studieren. Aber mit Baby und neben der Arbeit ist es schwierig. Geschweige denn vom finanziellen her. Durch Corona bin ich nun seit über einem Jahr zuhause. Erst Homeoffice, dann die Schwangerschaft und nun in Elternzeit. Es wäre gar nicht so dramatisch, wenn man etwas unternehmen könnte. Schwimmen gehen, Stadtbummel, Kaffee trinken mit Freunden, ins Kino oder essen gehen mit meinem Mann. Aber dank Corona ist das alles nicht möglich. Gerne wäre ich in der Schwangerschaft nochmal ausgiebig mit meinem Mann essen gegangen, auf Konzerte oder ins Musical – einfach unbeschwert und spontan, bevor nun unser kleiner Engel unsere ganze Aufmerksamkeit braucht. Vor einem Jahr wollten wir unsere Traumhochzeit feiern, mit all unseren liebsten Menschen. Im Endeffekt saßen mein Mann und ich mutterseelenallein im Standesamt und mussten unsere kirchliche Hochzeit und die anschließende Feier nun zum zweiten Mal verschieben. Danke Corona!

Was mich aber wirklich unglücklich macht ist der Umstand, dass ich das Gefühl habe das mein Mann und ich uns in den letzten Monaten immer weiter voneinander entfernt haben. Schon in der Schwangerschaft hatte ich das Gefühl, aber seitdem unser Sohn da ist, noch viel mehr. wir waren immer ein Herz und eine Seele. Ohne den jeweils anderen ging nichts. Wir klebten 24/7 zusammen, haben gelacht, Unternehmungen gemacht, gemeinsame Spiele Abende gemacht, gemeinsam gekocht und geduscht, viele Zärtlichkeiten ausgetauscht – wir waren einfach glücklich. Aber seitdem unser Sohn da ist, entgleitet uns das immer mehr. Nun haben wir nicht mehr viel Zeit für Zweisamkeit. Gemeinsames kochen und duschen entfällt komplett, wir sind oft gereizt und zicken uns an. Das kenne ich so nicht und es verletzt mich zutiefst. Ich habe es schon öfter meinem Mann gegenüber erwähnt. Ihm ist es auch aufgefallen und wir sind beide der Meinung, dass wir daran arbeiten müssen. Aber ich habe das Gefühl, dass es nicht funktioniert.

Mein Mann redet einfach nicht mit mir. Ich weiß nicht wie es in seinem inneren aussieht. Er ist angeschlagen, das merke ich. Macht alles mit sich selbst aus. Und schuld daran bin ich. Ich mache mir zu schnell zu viele Sorgen, überdramatisiere. Das ist der Grund warum er nicht mit mir redet, das hat er mir gesagt. Und das verletzt mich. Es tut so unglaublich weh und immer wieder die Frage:

Warum bin ich so wie ich bin?

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